Open Space für Meetings nutzen

Für die Nutzung von Open Space in kurzen Meetings habe ich ein Format entwickelt. Es heißt “Instant Open Space”. Nachstehend finden Sie dazu eine wunderbare Anleitung, die Valentin Nowotny und Christiane Tantau in ihrem Buch “Erfolgreiche Trainings und Seminare gestalten” 1 beschrieben haben und die ich mit deren freundlicher Genehmigung hier veröffendliche. 

Instant Open Space nach Alexander Schilling

Eckdaten

Ziel: Bei dieser Methode werden die Teilnehmer zur eigenen Themensetzung angeregt, diskutieren frei über das, was von Interesse ist, entwickeln Ideen und planen Projekte.

Gruppengröße: 6 bis 50 Teilnehmer
Dauer: 2 bis 3 Stunden
Material: große selbstklebende Metaplankarten

Ablauf

Diese Methode basiert auf der Methode Open Space Technology Conference, einem Change-Instrument für Konferenzen ab 50 Teilnehmern. Die Grundidee dieser Methode ist, dass die wirklich wichtigen Gespräche einer Konferenz immer in den Kaffeepausen stattfinden. Bei den Open Space Konferenzen gibt es daher keine feste Agenda, sondern nur ein Oberthema und viel Gestaltungsraum, den die Teilnehmer mit Leben füllen sollen. Die Teilnahme ist freiwillig und es passiert rein gar nichts, außer die Teilnehmer nehmen es selbst in die Hand. Jeder hat die Möglichkeit, selbst Themen zu setzen, die in eine gemeinsame Matrix eingetragen werden. Zu jedem gesetzten Thema findet eine Session statt. Die maximale Länge der Sessions wird vorher festgelegt und wird in der Matrix festgehalten. Nach den Sessions kommen alle wieder gemeinsam zusammen und tauschen die Ergebnisse aus.

Das Instant Open Space ist eine komprimierte Variante, die sich hervorragend für Seminare eignet und dabei den gleichen Prinzipen folgt. Da die Teilnehmer die Themen bestimmen, ist jeder Instant Open Space anders. Die Grundstruktur bleibt dabei aber immer gleich.

  • Es sollte auch beim Instant Open Space ein übergeordnetes Thema oder eine Fragestellung geben, die komplex genug ist, um Unterthemen zu ermöglichen und mehrere Stunde darüber zu sprechen. Gleichzeitig darf das Thema nur so groß sein, dass in 2-3 Stunden Zeit auch Ideen, Strategien und Konzepte zum Thema entwickelt werden können.
  • Die Teilnehmer sitzen in einem Stuhlkreis in der Mitte des Raumes. Legen Sie weitere Orte im Raum für Sessions fest. Diese sind beispielsweise durch Buchstaben markiert. Bei 6 Teilnehmern bieten sich 3 Session-Orte, ab 12 Teilnehmer bereits 4 Session-Orte an. Das Thema des Instant Open Space sollte sichtbar visualisiert werden. Außerdem befindet sich an der Wand eine offene Matrix, bei der horizontal die Sessionorte stehen und vertikal die Anzahl der Session-Runden. Es sind entweder zwei lange Sessionrunden von 60 bis 75 Minuten oder drei kurze von 30 bis 45 Minuten zu empfehlen. Die Matrix können Sie mit Hilfe von großen selbstklebenden Metaplankarten an die Wand
  • Wenn die Teilnehmer anwesend sind, beginnen Sie mit einer Vorstellungsrunde. Nutzen Sie auch hier einen Talking-Stick (Vgl. Posiumsdiskussion S. x), um Ruhe in die Runde zu bringen. Anschließend wird das Thema benannt und mögliche Einschränkungen erläutert (wenn es sich beispielsweise um die Planung eines Projekts handelt, kann es monetäre Grenzen geben). Wenn die Regeln und der Ablauf bekannt sind, kann es losgehen. Der Instant Open Space beginnt damit, dass die Teilnehmer Sessions posten können. Alle bekommen große selbstklebende Metaplankarten in die Hand und können darauf Themen oder Fragestellungen zum Oberthema schreiben, die sie interessieren und gerne bearbeiten möchten (Ein Thema pro Karte). Wer eine Session postet, ist für die Dokumentation der Inhalte in dieser Session verantwortlich. Es wird nicht erwartet, dass er die Session leitet oder sich mit dem Thema besonders gut auskennt. Die Teilnehmer haben fünf Minuten Zeit Sessions zu posten. Nach einander stellen die Teilnehmer ihre Themen vor, nennen dabei deutlich ihren Namen und überlegen sich, an welchem Sessionort und in welcher Sessionrunde diese stattfinden soll. Sie kleben ihre Karte an die entsprechende Stelle in der Matrix. Wenn keine Sessions mehr benannt werden, aber noch Plätze in der Matrix frei sind, haken Sie noch einmal nach.
  • Nun können Sie den Marktplatz eröffnen. Alle Teilnehmer ordnen sich den Sessions zu, bei denen sie gerne dabei wären und schreiben ihren Namen unter das Thema. Anschließend schaut sich die Gruppe die Matrix gemeinsam an und hat nun die Möglichkeit, Sessions zusammen zu legen, wenn sich die Themen stark überschneiden. Handelt es sich aber um zwei Aspekte eines Themas, so sollten beide ihren eigenen Raum bekommen. Genauso können Sessions wiederum in zwei Unteraspekte geteilt werden, wenn sich beispielsweise alle für diese Session interessieren.
  • Nun gehen die Teilnehmer in die Sessions und arbeiten eigenständig an ihren Themen. Während dessen gibt es 4 goldene Regeln, die Sie zu Beginn des Instant Open Space erläutern sollten.
  1. Wer auch kommt, es sind immer genau die richtigen Leute!

    Wenn also keiner zu einer Session kommt, dann hat das Thema in dieser Runde keinen hohen Stellenwert und das ist genau richtig so. Wer also alleine in seiner Session sitzt, sollte sein Interesse an diesem Thema jedoch ernst nehmen und zumindest einen Teil der Session eigenständig daran arbeiten. Niemand ist verpflichtet, zu der Session zu gehen, zu der er sich angemeldet hat. Die Teilnehmer haben ihre Namen eingetragen, um ungefähr abschätzen zu können, wie viele Teilnehmer in welcher Session zu erwarten sind. Man darf eine Session auch jederzeit verlassen, um vielleicht in eine andere zu gehen. Auf diese Weise wird man zur „Open Space Biene“, die die verschiedenen Sessions verknüpft und befruchtet. Man sollte sich beim Open Space über die Teilnehmer freuen, die da sind, anstatt sich darüber zu ärgern, wer nicht da ist!

  1. Was auch immer geschieht, ist genau das, was geschehen konnte und ist o.k!

    Es gibt keinen Ergebnisdruck oder Plan, nach dem eine Session abläuft. Der Inhalt wird ganz allein durch das Interesse der Teilnehmer gelenkt.

  1. Es beginnt, wenn es beginnt!

    Wenn ein oder zwei Teilnehmer am Session-Ort anfangen, dann ist das o.k. Wenn sie aber noch auf die anderen eingetragenen Teilnehmer warten möchten, ist dies auch o.k. Wer nicht gleich zu seiner Session geht, sondern vielleicht lieber noch einmal einen Kaffee trinkt, darf auch das tun.

  1. Vorbei ist vorbei! Nicht vorbei ist nicht vorbei!

    Die maximale Zeitspanne für die Session muss nicht vollständig ausgenutzt werden. Lediglich nach hinten gibt es natürlich ein Zeitlimit. Themen können jedoch in weitere Sessions mit eingebracht werden.

Im Anschluss an die zwei oder drei Session-Runden kommen alle wieder zusammen in den Stuhlkreis. Die Ergebnisse der Sessions sollten im Anschluss an den Open Space beispielsweise per E-Mail oder Fotoprotokoll für alle zugänglich gemacht werden.

Praktische Erfahrungen

Bei dieser Methode bekommen nur jene Themen Raum, die die Teilnehmer brennend interessieren. Auf diese Weise entsteht eine Dynamik und Eigeninitiative, die wir noch mit keiner anderen Methode erreichen konnten. Haben Sie keine Sorge, dass die Teilnehmer die Zeit nutzen um faul zu sein. Ganz im Gegenteil: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmer im Instant Open Space ihre produktivsten Momente erleben und Konzepte und Ideen erschaffen, die noch lange über das Seminar hinaus bestehen bleiben.

Variationen

Wenn zwei Gruppen zum selben Thema parallel arbeiten, wie es oft bei firmeninternen Programmen der Fall ist, können Sie diese Gruppen ideal zu einem Instant Open Space zusammenlegen. Möglicherweise wurden in beiden Gruppen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Beim Instant Open Space können die Gruppen ihr Wissen und ihre Ansichten austauschen und sich gegenseitig befruchten.

Einsatzmöglichkeiten

Benutzen Sie diese Methode, wenn es darum geht, dass Ihre Teilnehmer etwas entwickeln, sich ihre ganz persönlichen Gedanken zu dem Thema machen und selbst entscheiden können, was von Interesse ist. Ideal ist das Open Space, wenn es darum geht, Strategien, Konzepte und Zukunftsvisionen für ein Unternehmen oder ein Projekt zu entwickeln. Auch wenn das Seminarthema sehr groß ist und viele Fokussierungen auf Unterthemen möglich wären, ist der Instant Open Space ideal. Da der Inhalt durch die Teilnehmer selbst bestimmt wird, ist jede Teilnehmergruppe geeignet. Klassische Seminarthemen sind: Gesundheitsmanagement, Changemanagement, Workshops zu Projekten oder Konzeptwerkstätten, Burnout, Social Media oder Führung.

Achtung!

Unterschätzen Sie bei dieser Methode nicht die Relevanz einer gemeinsamen Vorstellungs- und Abschlussrunde. Genauso wie bei jedem Seminar Anfang und Ende essentiell sind sind diese bei jeder einzelnen Methode wichtig, um hinein zu kommen und einen Abschluss zu finden. Beim Instant Open Space hat dies eine besondere Relevanz, da die Methode aus vielen sich selbst organisierenden Kleingruppen besteht. Nur wenn dem Anfang und dem Ende Zeit gewidmet wird, kann eine runde Veranstaltung entstehen.

Achten Sie außerdem darauf, dass Sie als gutes Beispiel voran gehen und die Regeln des Instant Open Space einhalten; beispielsweise reden auch Sie nur mit dem Talking-Stick.

Tipps!

Nach den Prinzipien der ursprünglichen Open Space Konferenzen sollten Sie die ganze Zeit über ein kleines Buffet anbieten. Dieses erhöht den „Kaffeepausen-Effekt“, bei dem durch die Ungezwungenheit der Atmosphäre die besten Ideen zustande kommen. Die Teilnehmer können sich während der Sessions bedienen und können sich am Buffet miteinander austauschen.

Sie haben Fragen zu Open Space oder Interesse  an einer Modertation?
Kontakt aufnehmen >>>

 

Quellennachweis:
S.88 ff. in: Nowotny, Valentin; Tantau, Christiane “Erfolgreiche Trainings und Seminare gestalten. Methoden und Strategien für einen nachhaltigen Transfer in die Praxis”, Cornelsen, Berlin 2012; zum Bookstore >>>

Open Space Stammtisch Hamburg | Juli 2015

Ein wunderbarer Sommerabend in einer tollen Stadt mit vielen tollen Angeboten. Und so waren, die 28 Teilnehmer, die sich unter diesen Bedingungen dennoch für den Open Space Stammtisch Hamburg entschieden hatten nicht nur “genau die Richtigen” – wie es in den Open Space Prinzipien so schön heißt – sondern ein echtes Geschenk für einander.

Bedanken möchte ich mich für das Sponsoring von den Getränken und Knabbereien sowie für die wunderbaren Räume – die man übrigens auch mieten kann – bei Oose sowie für die Fotos bei Christian.

Nachstehend einige persönliche Eindrücke, Bilder und Dokus vom Abend und der Link zur Anmeldung für September vom Open Space Moderator 😉

Sessions | Open Space Stammtisch Hamburg

Open Space Hamburg Sessions

Session mit Aktionsplanung

Obwohl ich Facilitator war, hielt ich diesesmal auch eine Session, Thema: “Vermarktung von Open Space”. Das Engagement in der kleinen Runde war groß, die Zeit zu knapp, sodaß die Teilnehmer – gemäß des Open Space Prinzips “Vorbei ist vorbei, nicht vorbei” gleich für ein Follow Up gesorgt haben: am 4.8.2015, 14h im Café Strauß.

Das ist insofern bemerkenswert, weil es beweist, dass selbst in einem winzigen Meeting nach Open Space Prinzipien selbstorganisierend Aktionsplanung passieren kann. Ein Schritt, den man nur bei großen, mehrtägigen Open Space Konferenzen offiziell in den Ablauf einplanen würde.

 

Open_Space_Hamburg_Embodiment

Darüber hinaus nahm ich teil an der Session “Den ganzen Menschen in den Raum holen” von Hagen. Interessant fand ich hierbei den Ansatz, eine Fragestellung als menschliche Skulptur zu gestalten, den Nadja vorstellte.

Beim Embodiment (deutsch: Verkörperung, Inkarnation oder Verleiblichung) dient die Wahrnehmung der Haltung, des Ausdrucks und der Beziehung zwischen Bildhauer und Modell als Instrument, um neue Informationen und Klarheit zur Fragestellung zu gewinnen. Etwa durch ein Feedback der Teilnehmer darüber, wie der “Bildhauer” zu seiner Frage “steht”.

Tweet-Doku | Open Space Stammtisch

Für mich war der Abend sehr lebendig, auch weil ich mir erlaubt hatte einiges anders zu machen, als sonst: Um mehr Raum für persönliche Beiträge zu haben und da sich ursprünglich über 60 Teilnehmer angekündigt hatten, verlagerte ich die Präsentation der Ergebniss auf Twitter aus! Danke für Euer Mitmachen 🙂

Nachstehend die Tweets mit persönlichen Eindrücken der Teilnehmer zu den Sessions sowie die Dokumentation:


Bilder zum Open Space

Nächster Open Space Stammtisch Hamburg

Am 7. September 2015 ist es dann wieder so weit und wir sehen uns auf dem SeminarRaumschiff Hamburg in der Eilenau. Wie immer arbeiten wir nach den Prinzipien von Open Space.  Jetzt anmelden >>

Open Space Stammtisch | Juli 2015

Nach einem sehr gelungenen Open Space Stammtisch auf dem SeminarRaumSchiff bei und mit meiner Kollegin Ines Stade am vergangen Montag, steht auch schon der nächste Event (siehe unten) Eindrücke vom Montag:

Am 6. Juli 2015 ist es dann wieder so weit und wir sehen uns bei oose in Hamburg in der Schanze. Wie immer arbeiten wir nach den Prinzipien der Open Space Methode. Moderation: Alexander Schilling. Jetzt anmelden>>

Arbeiten auf Augenhöhe – im Open Space ist´s möglich

5. März 2015, 18:10. Es hat sich eine kleine Schlange am Eingang gebildet. Fast ein wenig wie damals am Eingang der Disco. Doch was bitte veranlaßt die Menschen Schlange zu stehen für einen Dokumentarfilm? Es geht um den Film “Augenhöhe” und darum, die Inhalte danach zu diskutieren. Die Hamburger UX-Agentur eparo hat eingeladen zum Film als Auftakt einer Serie zum Thema Unternehmenskultur. Der Abend ist dem Veranstalter und Initiator eparo wichtig und er hat sich ins Zeug gelegt: neuer Beamer montiert, 70 Stühle gekauft, Catering finanziert sowie eine Lizenz zur Unterstützung des Filmprojektes erworben, das ganze Team hat mit angepackt um den Abend optimal zu gestalten.

Auch bei eparo besteht der Wunsch, es anders zu machen, neue Formen der Zusammenarbeit zu gestalten und zu leben, die “artgerechter” sind und den inhaltlichen Diskurs zu fördern. Hier findet sich die Schnittmenge mit den Interessen des Autors und so ist es keine Frage, den Abend mit einer Open Space Moderation zu unterstützen. Beate Winter von eparo führte vor dem Film ein Interview mit einer der Macherinnen des Filmes. Im Anschluss an den Film war der Autor verantwortlich für die Moderation der Diskussion nach Open Space Prinzipien. Ein subjektiver Augenzeugenbericht mit einem Link und Tweets zum Film von Alexander Schilling.

Der Film trifft den Autor. Er lebt von den Menschen, die gezeigt werden. Etwas kommt an, wenn man sie sprechen hört. Echtes Interesse, Sinnhaftigkeit, getragen von einer Haltung, die der Begriff “Augenhöhe” sehr gut zusammenfasst.

Doch hören wir zunächst eine der Macherinnen des Filmes Silke Luinstra, die bei der Veranstaltung anwesend war im Interwiew mit Beate Winter.

Wie kam es zu dem Film?

Wir haben uns auf einem Open Space kennengelernt. Es ging um die Frage: Wie man es schaffen kann, dass “anders arbeiten”, nicht nur in eingeschworenen Kreisen besprochen, geliebt, durchlitten und gelebt werden kann sondern wie man es in die Welt tragen kann. Und die Idee war: wenn wir wirklich Reichweite haben wollen, brauchen wir einen Film!

Wie erklärt ihr Euch das große Interesse am Film?

Der Film trifft einen Nerv. Es geht um “New Work” und um Unternehmen, die “anders arbeiten”. Anders im Sinne von menschlicher, vertrauensvoller, engagagierter, selbstbestimmter, kooperativer, selbstverantwortlicher, partizipativer, teilhabender, menschenzentrierter. Diese Qualitäten scheinen im Angestelltenalltag oft zu kurz zu kommen und es herrscht eine große Sehnsucht diesbezüglich. Das haben unsere Recherchen gezeigt.

Worum geht es Euch?

Wir wollten zeigen: es sind nicht nur hippe kleine Berliner Hinterhofagenturen oder Beratungsunternehmen aus dem IT-Bereich, die anders arbeiten, sondern ganz solide Mittelständler und Konzerne, wo das geschieht. Wir haben also bewusst nur Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ausgewählt, die etwas herstellen und die nicht nur beratend tätig sind. Beispielsweise einen Getränkehersteller, eine Klinik, ein Brandsschutzunternehmen oder auch zwei Abteilungen in verschiedenen namhaften Groß-Konzernen, die beweisen: es geht, anders zu arbeiten und man kann damit erfolgreich sein.

Wie geht das, dass sich Demokratisierung im Unternehmen durchsetzt?

Der Begriff der Demokratie paßt nicht so recht, denn der steht ja immer noch für einen Mehrheitsentscheid. Das stimmt so nicht immer für die Prinzipien, nach denen die gezeigten Unternehmen Entscheidungen treffen. Aber eine wichtige Zutat, die für Arbeit auf Aufgenhöhe notwendig ist, ist eine Geschäftsleitung, die bereit ist den Prozeß zu zünden und danach die Bühne zu verlassen.

Augenhöhe und Engagement

Führungskultur scheint ein wesentlicher Einflußfaktor für die Bindungsfreudigkeit der Mitarbeiter an ein Unternehmen zu sein. Zu diesem Schluss kommt die Gallupstudie von 2014. Lag der Engagement Index in der vorletzten Studie bei dem sehr schlechten Wert 11% für Mitarbeiter, die sich engagiert ins Unternehmen einbringen, so wertet Gallup die aktuellen 16% als Zunahme der Zufriedenheit, die einer veränderten Führungskultur zugeschrieben wird.

Es scheinen Welten zu liegen zwischen diesem Ergebnis der Studie und der Realität, wie sie in den Augenhöhe-Unternehmen vorherrscht:

Deutlich wir das, wenn im Film der Chef des mittelständischen Brandschutzunternehmers sagt, in seinem Unternehmen sei in den letzten 7 Jahren nur ein einziger Arbeitnehmer zur Konkurenz gewechselt und dieser sei nach 10 Monaten wieder ins Unternehmen zurrückgekehrt. Oder wenn die Chefärztin, von ihrem Klienten die Rückmeldung bekommt: Sie sei die erste Ärztin, die sich ja wirklich zu interessieren scheine.

Welche Prinzipien liegen der Arbeit auf Augenhöhe zu Grunde?

Es wird deutlich: bei den gezeigten Unternehmen steht das menschliche Miteinander und nicht die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns. Und dennoch oder auch evtl. auch gerade deshalb sind die Unternehmen erfolgreich. Erfolgreich im Sinne zufriedener, gesunder Mitarbeiter die bleiben. Denn  – auch das wird durchgängig bei den gezeigten Menschen deutlich – sie alle würden zwar woanders mehr Geld verdienen können, aber das bedeutet ihnen weniger, als gerne unter Bedingungen und auf eine Art und Weise zu arbeiten, mit der sie sich wohlfühlen.

Und genau diese Art zu arbeiten erlebe ich während des Verlaufs der Veranstaltung: Als Moderator liegt meine Aufgabe darin, den Open Space zu begleiten. Dabei fällt mir auf, wie konzentriert und achtsam sich die Menschen in den Sessions austauschen. Sie arbeiten auf Augenhöhe! Und das Thema Augenhöhe ist ihnen ein echtes Anliegen, das ist sofort spürbar. Das Thema Augenhöhe und das Format Open Space – das verträgt sich auffällig gut.

Und das ist kein Zufall. Denn die Prinzipien von Eigenverantwortlichkeit, Partizipation und Selbstorganisation sind als sehr zentrale Elemente in den gezeigten Unternehmenskulturen erkennbar. Es sind die zentralen Prinzipien der Kommunikationskultur des Internet, die es erlauben flexibel und kreativ mit sich schnell wandelnden Märkten Schritt zu halten. Was auch erklärt, warum sich gerade jetzt erfolgreiche Unternehmenskulturen in diese Richtung entwickeln. Und es  sind eben auch die zentralen Prinzipien von Open Space Konferenzen.

Wie läßt sich Augenhöhe in einem bestehenden Unternehmen erreichen?

Das war eine Frage der Sessions im Open Space in dem das Thema “Augenhöhe” diskutiert wurde und sicher gibt es dazu viele Antworten.

Eine Antwort lautet  – sie ahnen schon, wie der Autor darauf antworten wird – wenn man ein einem bestehenden Unternehmen einen sanften Wandel in Richtung Augenhöhe schaffen möchte: Es braucht nicht immer gleich einen gigantischen Change-Prozeß. Was spricht dagegen, klein anzufangen? Mit einem Meeting beispielsweise. Ein Meeting das nach Open Space Prinzipien abgehalten wird. Darin kann man Augenhöhe mal zwei, drei Stunden erleben. Danach kann man wieder zur alten Ordnung übergehen. Es könnte allerding passieren, das man auf die belebende Wirkung nicht mehr verzichten möchte und dann gibt es vieleicht ein nächstes Mal, u.s.w.

Mehr zum Austausch zum Film im Open Space finden sich im untenstehenden Twittokoll 😉

Zur Website des Films >>

Organisationskompass als Diagnose Tool

Der holistische Organisationskompass ist ein Tool, das sich hervorragend eignet, um am Beginn eines Changeprozesses – als eines der Diagnose-Instrumente – die Situation eines Unternehmens zu anlysieren. Damit liefert er entscheidende Informationen, wenn es darum geht, geeignete Maßnahmen für die Organisationsentwicklung abzuleiten. Lesen Sie im folgenden Beitrag von Alexander Schilling, wie das funktioniert.

Entwicklungsgeschichte des Organisationskompass

Der Organisationskompass ist eine Adaption der Prinzipien des Medizinrades, wie sie indigene Völker seit altersher verwenden. Harrison Owen, der Erfinder von Open Space Methode, nutzte die Prinzipien als Reflektionswerkzeug am Ende eines Open Space Prozesses.

Als holitischer Organisationskompass oder auch The Medicine Wheel Tool© entwickelte die us-amerikanische Open Space- und Leadership-Expertin Birgitt Williams das Tool weiter und nutzt es als zentralen Bestandteil des von ihr entwickelten Führungskonzeptes Genuine Contact Programm.

Elemente des Organisationskompass

Der Organisationskompass beinhaltet ein Zentrum (Purpose), vier Quadranten (Leadership, Vision, People (oder Community), Management sowie die Schnittstellen zwischen den Quadranten (Relationship) und das angrenzende Umfeld um die Quadranten (Environment).

Organisationskompass_holistischerDamit die Anwendung des holistischen Organisationskompass zum Erfolg führen kann, ist eine bestimmte Abfolge der Untersuchung erforderlich sowie das Verständnis, dass Systeme offene Systeme sind, die in der Beziehung zu einem größeren System der Umwelt betrachtet werden müssen.

Arbeiten mit dem Organisationskompass

Bisher hatte ich angenommen, dass Werte den Dreh- und Angelpunkt von Organistionsentwicklung ausmachen. Nicht so bei der Arbeit mit dem holistischen Organisationskompass. Hier beginnt die Untersuchung im Zentrum des Organisationskompass bei dem Sinn und Zweck (Purpose) des Untersuchungsgegenstandes (das kann ein Projekt, eine Abteilung, ein Unternehmen, etc. sein).

Beispielweise arbeitet man Zweck mit der Frage “Was ist Sinn und Zweck dieses Unternehmens?” Antworten können lauten, daß es darum geht, mit einem Produkt oder einer Dienstleistung die Welt zu verbesseren oder auch, dass es lediglich darum geht “Geld zu machen”.

Diagnose mit dem Organisationskompass

Nach der der Untersuchung des Zwecks erfolgt im Organisationskompass die Untersuchung der Werte im Quadrant Leadership. Hier stellt sich die Frage: “Wofür stehen wir?” “Welche Werte liegen einer Unternehmung zu Grunde?” Es folgen die Quadranten Vison, Community und Management.

Im Anschluss bewerten die Teilnehmer die Stärken des Untersuchungsgegenstandes durch die Vergabe von Punkten. Es entsteht ein Gesamtbild Bild der aktuellen Situation. In einem partizipativen Prozeß kann über die Wahrnehmung der Teilnehmer des Gesamtbildes, das der Organisationskompass nun zeigt, der Handlungsbedarf ermittelt und das nächste Prozeß-Design abgeleitet werden.

Anwendungsbereiche des Organisationskompass

Bisher nutzte ich den Organisationskompass als Reflektionswerkzeug am Ende einer Open Space Technology Konferenz oder gelegentlich im individuellen Coaching für das Brand-Profiling von Beratern.

Inspiriert von einen Expertenaustausch bei meiner Genuine Contact Professional Kollegin und -Trainerin Birgit Rocholl sehe ich nun das große Potential des Organisationskompass auch zur Organisations-Diagnose und  Entwicklung.

Sie haben Fragen zum Organisationskompass oder möchten gerne eine Analyse Ihrer Situation vornehmen? Kontaktieren sie mich gerne >>